....heute in Mallorca.....

 Nun, es war eine sehr lehrreiche Zeit, mit täglich neuen Überraschungen (meist waren sie nicht erfreulich) und deshalb habe ich jetzt die "verbotene Stadt" wieder verlassen.
Sie ist eine eigene Welt, ein eigenes Biotop 
Das Biotop (von griech. bios „Leben“ und topos „Ort“, „ist eine räumlich abgrenzbare kleine Einheit von einer bestimmten Mindestgröße. Es ist „der Ort des Lebens“.) *
Aber eben nicht mein Leben, so habe ich sie hinter mir gelassen und ich fühle mich sehr wohl mit dieser Entscheidung. Es gab ja Leute, die haben das vorhergesagt, ja, es wurden sogar Wetten abgeschlossen, aber probieren geht über studieren, gell?
So gehe ich jetzt meinen Weg weiter. Auf zu neuen Ufern, oder vielleicht "back to the roots"
Und nun zum Wetter : Es ist heiss, feucht und bald August :-)
*Quelle Wikipedia

Insulaner sind besondere Menschen und die Mallorquiner sowieso. Kann man auch verstehen, eine Insel ist immer leicht zu überfallen und so wurden sie Opfer von Phönizier, Vandalen,  Römern und Mauren.
Heute wird Mallorca immer noch von Ausländern überfallen und davon gibt es auch die Verschiedenartigsten.

Die Wichtigsten sind natürlich die Touristen.
Am Liebsten hat man hier die, die in 5 Sterne Hotels wohnen auf dem Golfplatz ihre Löcher spielen, in teueren Restaurants essen, auf Jaime III einkaufen gehen und nach Ihrem Urlaub schnell wieder verschwinden, denn sie haben ja viel Stress und deshalb wenig Zeit.

Ein bisschen weniger beliebt sind die Touristen, die an den "Ballermann" kommen, sich besaufen, laute Lieder grölen, Schaumparties besuchen, nasses Klopapier auf unschuldige Passanten werfen, im Hotel auch schon mal im Salon kopulieren und ebenfalls wieder schnell verschwinden. Aber immerhin.....der Pro-Kopf -Umsatz der Ballermanntouristen beläuft sich auf 123 € pro Tag, dafür nimmt man schon Einiges in Kauf.

Dann gibt es noch die Gruppe der Residenten. Die sind  immer weniger gerne gesehen. Als ich vor über 20 Jahren auf die Insel kam, waren es 20.000 Residenten, die hier lebten und/oder arbeiteten. Darunter waren alle Nationalitäten vertreten, hauptsächlich aber Engländer und Deutsche. Sie waren akzeptiert, wenn auch immer ein bisschen misstrauisch beäugt, aber solange man sich Mühe gab spanisch zu sprechen, war es ok. Und wir waren ja auch sehr wichtig für den Tourismus, denn dort arbeiteten fast alle, oder man war Rentner, wie so viele Engländer, die hier für ihre schmalen Bezüge einen guten Lebensstandard genießen konnten. Man fügte sich ein so gut es ging und auch wenn es nicht gerade üblich war, von einem Mallorquiner zu sich nach Hause eingeladen zu werden, es war ein friedliches und nettes Nebeneinander.

Mitte der 90ziger ging es dann los. Da fielen die Deutschen wie die Schmeißfliegen in Mallorca ein. Sie kauften jeden Schafstall und ließen sich von den Mallorquinern erzählen, das seien Fincas. Es war schick ein mallorquinisches Landhaus zu besitzen und so zauberten sie das Schwarzgeld aus der Luis Vuitton Tasche der Gattin und die Immobilienpreise stiegen in schwindelerregende Höhen. Zugegeben, sie renovierten ALLES ! Auch die Schafställe. Schicke Innenarchitekten hatten sich mittlerweile niedergelassen, renovierten und restaurierten wie besessen jeden alten Holzbalken und jedes Scheunentor. Leider machten sich diese Spezies nicht sehr beliebt hier. Denn die Innenarchitekten, die diese Häuser umbauten, waren Deutsche, die Handwerker die Scheunentore renovierten waren Deutsche, denn die Neu-Residenten sprachen kein spanisch. Also nichts zu verdienen für die Mallorquiner. Hinzukam, dass die Teutonen sowieso alles kritisierten und vor allen Dingen alles besser wussten. Das mochten die Einheimischen verständlicherweise gar nicht. Der Strom dieser Finca-Liebhaber hält bis heute an. Denn die Fincas werden gekauft und dann wieder an andere Deutsche verkauft und die lernen auch kein spanisch und wissen immer noch alles besser und denken gar nicht daran, sich mit der Kultur und den Menschen zu beschäftigen.

Die anderen "Neu-Residenten" sieht man 2x wöchentlich bei Vox. "Mein neues Leben", oder "auf und davon",  wo den Fernsehzuschauern suggeriert wird, dass das Leben hier ja so einfach ist, man jeden Tag am Strand liegt  und der deutschen Bürokratie erfolgreich entflohen ist.

Die Wahrheit sieht anders aus. Erstaunt stellen diese Leute fest, dass  man hier arbeiten muss, der Papierkram schlimmer als zuhause und Mallorca eben nicht das 17. Bundesland ist. Das sind die Naiven.

Es gibt aber auch noch die vermeintlich Cleveren. Sie hoffen ein paar der Möchtegern-Fincabesitzer zu schnappen, sie sprechen gerade soviel spanisch um die Möchtegerns tierisch zu beeindrucken, und ansonsten haben sie nur den dringenden Wunsch alle und jeden über das Ohr zu hauen und viel Geld zu verdienen. Von denen habe ich so viele hier kennengelernt, die letzten andertalb Jahre hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, aber Mallorca ist gerecht! Es ist eine Insel, jeder kennt jeden, man klatscht gerne und nichts bleibt ein Geheimnis. Nach einer Zeit kennt man sie und dann bleibt ihnen nichts anderes übrig, sich bei Nacht und Nebel von der Insel zu schleichen. Was sie zurücklassen ist verbrannte Erde.

Die letzte Gruppe, die man erwähnen muss, wenn man über das multikulti Mallorca spricht, sind die Emigranten. Vor dem zweiten Weltkrieg wanderten viele Spanier und auch Mallorquiner nach Südamerika aus. Spanien ging es wirtschaftlich schlecht, es herrschte große Arbeitslosigkeit und man versprach sich ein gutes Leben in Argentinien, Kolumbien oder Chile. Nun findet eine Art Rückwanderung statt. Viele Südamerikaner kommen zurück zu "La madre", dem Mutterland und versprechen sich das, was Ihre Vorfahren einst am anderen Ende der Welt suchten.

Und im letzten Sommer legten zahlreiche Boote mit afrikanischen Flüchtlingen an Mallorcas Küsten an. Eine neue Invasion.

Warum schreibe ich das Alles? Weil ich auch hier einen Wandel im Umgang mit der "Invasion" stattfindet. Den Mallorquinern wird es langsam zuviel und sie fühlen sich überrannt. Mittlerweile wohnen und/oder arbeiten hier 160.000 Ausländer, das sind ca. 12,5% der Bevölkerung. 
Als Ausländer wird man mehr und mehr misstrauisch beäugt, auf Ämtern und anderen offiziellen Stellen wird man nicht mehr so freundlich behandelt wie früher. Mehr und mehr stelle ich fest, dass wir nicht mehr so toleriert werden, wie vor 20 Jahren. Dass Ressentiments überhand nehmen und Mallorca mehr und mehr Angst hat, seine Kultur zu verlieren. Wahrscheinlich berechtigt, aber in ganz Europa findet diese Entwicklung schon seit vielen Jahren statt und nun ist sie auch nach Mallorca geschwappt. die Globalisierung.